In das Allgäu (Jahresausflug
2000) Dank sei Petrus, Dank sei
Helmut, Dank sei unserem Fahrer Karl!" Das ist die
einstimmige Meinung aller Teilnehmer am Ende unseres
NABU-Jahresausfluges 2000, der uns drei Tage ins malerische
Allgäu führt.
Noch tags zuvor herrscht trübes,
kaltes, regnerisches Wetter. Einige haben ihre Heizung in
Betrieb genommen und alle packen warme Kleidung und Regenzeug
ein.
1. Tag
Ich traue meinen Augen nicht, als ich
am nächsten Morgen durch's Fenster schaue: Sonnenschein,
nahezu wolkenloser Himmel, da braucht nichts mehr heiter zu
werden, es ist schon. Ja, heiterer geht es beim Wetter kaum
noch, das hebt die Stimmung der Reiseteilnehmer. So blieb es
dann drei Tage bis in die Abendstunden des Samstags, als
unser Bus auf der Heimfahrt wieder den Stuttgarter Flugplatz
passiert und die ersten Regentropfen fallen. In
Schwieberdingen und Hemmingen dürfen wir jedoch trockenen
Fußes aussteigen und den restlichen Heimweg antreten.
Bei diesem Bilderbuch-Wetter startet
unsere Reisegruppe mit dem Starliner, derzeit modernster,
preisgekrönter Reisebus, vom Chef Karl Kost selbst
chauffiert. Über die Autobahn, vorbei am Flugplatz, vorbei an
Metzingen, dem Ort mit ehemals sechs Keltern, hier gab es
auch einmal Weinbau, durch Reutlingen gleiten wir unserem
Tagesziel, der ehemaligen Reichsstadt Wangen im Allgäu
entgegen. Hinter der Achalm bei Pfullingen ragt ein moderner
Bau aus dem Wald eines Alb-Berges. Karl klärt uns darüber
auf: Das Gebäude wird im Volksmund "Unterhose" genannt und so
sieht es auch aus. Sie wird vermutlich dem Lichtenstein, der
ein paar Kilometer weiter zu uns heruntergrüßt, kaum den Rang
streitig machen.
Hinter der Hohenauer Steige, beim
ehemaligen Bahnhof Treifelberg, ist die frühlingsgrüne
Hochfläche der Schwäbischen Alb erreicht. Bei Engstingen
stehen gelegentlich Graureiher auf frisch gemähten Wiesen
neben der Straße Spalier oder suchen nach Futter.
In Zwiefalten liegt die Basilika noch
im Schatten der umliegenden Hügel, bei ihr wird ein kurzer
Aufenthalt eingelegt. Danach geht es weiter über die
Zwiefaltener Alb in Riedlingen. Waldflächen, Getreidefelder,
sattgrüne Futterwiesen kennzeichnen die Landschaft. Im
frischen Grün fällt das schwarz-weiße Federkleid eines
Storches auf, der durch ein junges Maisfeld stelzt.
Aus dem Dunst des Morgennebels in den
Auen der Donau taucht hinter Riedlingen unser nächstes Ziel
auf: Der 767 Meter hohe Bussen mit seiner weithin sichtbaren,
weißen Kirche auf der Höhe des Berges. Inzwischen vermittelt
uns Rotraud Völlm über das Bordmikrofon Geschichtliches vom
“Heiligen Berg” Oberschwabens, im Jahr 805, also vor 1195
Jahren, erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1521 ist der Bussen
durch seine Marien-Wallfahrten bekannt. Vom restaurierten
Turm der Burgruine, sieht man bei gutem Wetter im Süden die
ungefähr 80 Kilometer entfernten Alpen, im Norden und Osten
weit ins Land hinaus. Bad Buchau und der Federsee sind mit
bloßem Auge zu erkennen. Nach dem Mittagessen wird uns Frank
Striebel, ein junger Mann aus dem Naturschutzzentrum des NABU
in Bad Buchau, als Führer durch das Refugium begleiten.
An der Zufahrt zum See hat der NABU
ein Naturschutzzentrum eingerichtet. Neben einem sehr
anschaulichen Modell des Federsees gibt es eine Reihe
Exponate über die Tier- und Pflanzenwelt dieses 3300 Hektar
großen, einmaligen Naturdenkmals. Während unsere Gruppe über
den Holzsteg hinaus zur Wasserfläche wandert, hält unser
Führer immer wieder an und erklärt uns am Objekt
Besonderheiten des Moores. So erfahren wir, dass die obere
Decke nur 20 bis 30 cm dick ist, darunter liegt eine acht bis
zwölf Meter mächtige Moorschicht. Damit der 1200 Meter lange
Holzsteg, auf dem wir stehen, auch ohne uns als Belastung
nicht absinkt, mussten rund 1600 Pfähle durch diese Schicht
hinuntergetrieben werden, bis sie festen Boden erreichen. Nur
durch Regenwasser wird die rund 140 Hektar große, zuflusslose
Wasserfläche des Sees gespeist und aufrecht erhalten.
Auf einer kleinen Lichtung im
Moor-Urwald des gegenüberliegenden Ufers, dessen Besuch
jedoch nicht vorgesehen war, wachsen Pflanzen, die aus der
letzten Eiszeit übrig blieben. Seit rund 10.000 Jahren sind
sie in der tundraartigen Landschaft des Federsees heimisch.
Blässhühner, Enten und Schwäne mit
Jungen ziehen auf den durch meterhohes Schilf windgeschützten
Wasserflächen ihre Bahnen, tauchen immer wieder ihre Köpfe
tief ins Wasser, um nach Futter für ihren Nachwuchs zu
gründeln. Einmalig ist das rostbraune Kopfgefieder der
Schwäne; das gibt es nur am Federsee! Ursache ist der
eisenhaltige Untergrund, dessen Schlamm die Schwäne aufwühlen
und der an der Luft rostfarben oxidiert.
Von der Beobachtungsplattform im
letzten Viertel des ca. 1200 Meter langen Steges sind die
meterhohen Stengel des ausgedehnten Schilfgürtels, die Kanäle
und das offene Wasser des Sees gut einzusehen. Ein idealer
Platz zur Zeit des Vogelzuges im Frühjahr und im Herbst.
Frank Striebel, unser Führer,
berichtet über Sehenswürdiges zu allen Jahreszeiten.
Im Spätherbst bevölkern Wasservögel
den See. Watvögel, schneeweiße Silberreiher, Graureiher und
mit etwas Glück kann man einen Fischadler beim Sturzflug ins
Wasser beobachten.
Bei stimmungsvollen Abendführungen
könne man den Einflug Tausender Vögel in ihre Schlafplätze im
Schilf miterleben. Wir sehen jetzt eine Rohrweihe auf ihrem
Jagdflug knapp über die Schilfstengel streichen.
Spaziert man frühmorgens zum See,
lernt man die typischen Merkmale des Refugiums kennen. Zum
Beispiel die flötenden Rufe des Großen Brachvogels schallen
kilometerweit über das Mohr.
Abends, im Kegel von Taschenlampen,
kann man Wasserfledermäuse bei ihren Suchflug knapp über der
Wasseroberfläche beobachten. Mit einem speziellen Detektor
lassen sich die Ultraschallrufe der Tiere hörbar machen, mit
denen sie ihre Beute orten. Fledermäuse sind Insektenfresser
und damit wichtige Schädlingsbekämpfer.
Es werden auch Nachtbeobachtungen auf
den Riedwiesen durchgeführt. Dann bekommt man, wenn man etwas
Glück hat, auch einmal einen Fuchs oder Wildschweine zu
sehen.
Wir hatten auch Glück. Nahe beim Steg
konnte man von oben einen Blick in das etwa fünf Meter weit
entfernte Nest eines Schwanes werfen. Zuvor entdeckt das
fachkundige Auge von Rotraud Völlm im Meer der Sumpfgräser
ein dunkelrot blühendes Blümchen, das Sumpfblutauge
Auffallend war die Sauberkeit auf und
neben dem Steg. Keine leeren Getränkedosen, Flaschen,
Plastikschalen oder Tüten waren trotz Tausender Besucher zu
sehen, die täglich den Steg passieren. Das wünscht man sich
andernorts ebenfalls.
Nach der Führung gönnen sich viele von
uns noch ein Eis oder Kaffee und Kuchen, bevor wir so
gestärkt unserer Unterkunft in Wangen entgegenfahren.
2. Tag
Am nächsten Morgen um 9:00 Uhr ist
Stadtführung angesagt, auf dem Marktplatz versammeln sich
pünktlich alle. Einige schauen noch kurz beim Fidelis-Bäck,
einem historischen Bäckerladen mit Gastraum und Ausschank
hinein, aber dort ist das Lokal schon so dicht besetzt, dass
nur einzelne Plätze frei sind. So müssen sie diesmal auf den
warmen Leberkäse verzichten, den es ab acht Uhr frühmorgens
schon gibt.
Auch die barocke Front des Rathauses
bleibt uns durch ein Baugerüst mit vorgehängten Netzen
verborgen. Umso interessanter ist es im Inneren. Drei
Bauepochen - von der Romanik, Gotik bis zum Barock - prägen
das Gebäude. In der Eingangshalle schützt ein
schmiedeeisernes Tor den Bürgermeister vor ungebetenen
Gästen.
Im Treppenhaus hängt ein Panoramabild
der Region. Die Darstellung, so wurde ermittelt, weicht nur
um ca. 200 Schritte von den tatsächlichen Punkten im Gelände
ab. So genau hat Andreas Rauch mit den Mitteln, Methoden und
Fantasie von 1617 gearbeitet! Die Entfernungen hatte er
abgeschritten.
Im Historischen, auch von Andreas
Rauch gestalteten Sitzungssaal lassen sich einige unserer
Gruppe kurz nieder.
Heute ist 'Frauentag'! Auf dem Stuhl
des OB läßt sich eine unserer Damen nieder, daneben, zu ihrer
Rechten, auf dem Stuhl des Stadtschreibers eine andere. Zur
Linken der Interims-OBlerin, auf dem Stuhl des 'Säckelherrn'
(Schatzmeister), nimmt die Dritte Platz. Nachdem jedoch
niemand eine Ansprache hält oder ein Bier auftischt,
verweilen sie nicht lange auf den Plätzen.
Fast unbemerkt bleibt das goldene, in
einer Wandnische hinter Panzerglas stehende, romanische
Vortragekreuz aus dem Jahr 1180. Sein Merkmal ist Christus
mit Königs- anstatt der bekannten Dornenkrone
Sehenswert im Rathausturm ist das
Trauzimmer. Auf einer Fläche von ungefähr neun Quadratmetern
befindet sich auf der einen Seite eines kleinen Tisches der
gepolsterte Stuhl des Standesbeamten, gegenüber zwei Stühle
für das zu trauende Paar. Die Trauzeugen und ein paar Gäste
finden zwischen der Wand und dem Hochzeitspaar noch Platz zum
Stehen. Alle Beteiligten der Zeremonie sind umgeben von
historisch bemalten Wänden, einem prächtigen Deckengewölbe
und der Aura der Geschichte. Nur ca. einen Meter vierzig
hoch ist der Eingang zu diesem wichtigen Raum, von der
Innenseite durch eine stabile Eichentür verschließbar.
Stabile Eisengitter an den Fenstern vermitteln einen ersten
Eindruck von 'lebenslänglich'.
In der rechten Ecke des Sitzungssaales
zeigt die Uhr aus dem Jahr 1689 an, es wird Zeit für uns,
das Feld zu räumen, das Trauzimmer wird demnächst für ein
ernstes Wort eines jungen, fröhlichen Paares gebraucht.
Als wir das Rathaus verlassen, fahren
gerade ein Sportwagen und PKW-Kombi vor. Aus dem offenen
Kabrio steigt ein Paar, ein großer, sportlicher junger Mann
mit Ohrclip, die Dame mit kniekurzem Rock, modisch schickem
Oberteil, im Arm ein bunter Blumenstrauß - auf der
Außentreppe schnell ein Foto gestellt - Kandidaten, die ins
Trauzimmer drängen. Der Bräutigam wird sich im Eingang zum
Turmzimmer sehr bücken müssen - möglicherweise zum ersten
Mal. Wir neugierigen Besucher wissen es schon, es bietet nur
Platz für vier Personen vor und einen Beamten hinter dem
Tischchen.
Vom St.-Martins-Brunnen an einer Ecke
des Marktplatzes sieht man durch die Herrengasse das
prächtige Frauentor und nach links blickend, im rechten
Winkel dazu das St.-Martins-Tor, heute auch Lindauer Tor
genannt. Seine prächtige, restaurierte historische Bemalung
lenkt davon ab, wohin sein Weg führt. Er führte zum Galgen,
letztmals um 1850, heute nur noch zum Friedhof oder nach
Lindau, wobei Letzteres in jedem Fall vorzuziehen ist.
Auf dem Marktplatz begegnet uns
Alfred, ein bärtiger Kauz mit Hut, in einer Hand schwingt er
einen Bierkrug, natürlich gefüllt, in der anderen einen
Papagei, den er über einen eingebauten Miniaturlautsprecher
Töne ausstoßen lässt. Wer ihn ansieht, auf den geht er zu,
will mit Passanten labern. Ich hörte, er habe einst die
Realschule besucht und einen ordentlichen Beruf ausgeübt. Wer
oder was hat wohl den Alfred so zum Narren gemacht?
Wangen hat in seiner Altstadt viele
Brunnen, die alle eine Geschichte erzählen. Der letzte, bei
dem sich unser Stadtführer, Herr Grieshaber, verabschiedet,
stellt das Motiv dar: "Allen Leuten recht getan, ist eine
Kunst, die niemand kann". Daraus hat Wangens Bürgermeister
seinen Leitspruch kreiert: "Macht man es allen Leuten recht,
wird am Ende alles schlecht!"
Um die Mittagszeit verlassen wir
Wangen und fahren im klimatisierten Bus über Oberstaufen nach
Steibis, sozusagen direkt an den Fuß der Ällgäuer Alpen und
von dort mit dem Kabinenlift hinauf zur Bergstation am
Hochgrat. Von der Terrasse des Restaurants ist das ganze, im
Süden liegende Alpenpanorama mit seinen teilweise noch
schneebedeckten Gipfeln zu bewundern.
Nach einer Stärkung zieht es viele von
uns hinauf auf den nahe gelegenen und relativ leicht
erreichbaren Gipfel. Bunte Gleitschirmflieger starten
unterhalb des Gipfels, steigen kreisend in der Thermik auf
und ab, mit denen möchte ich jetzt fliegen; lange schaue ich
ihnen zu, genieße die herrliche Aussicht, bis zum östlichen
Bodensee, dem Säntis in der Schweiz, bevor ich mit anderen
den Abstieg antrete.
Eine Sportplatzlänge oberhalb der
Bergstation liegt am Nordhang der Startplatz der
Gleitschirmflieger. Dort verweile ich nochmal, schaue, wie
sie ihre Schirme ausbreiten, die Leinen sorgfältig ordnen, da
höre ich jemanden meinen Namen rufen. Ich schaue in Richtung
der Stimme und sehe, Karl winkt mir zu kommen. Eine Gruppe
Leute steht um ihn herum, da muss etwas passiert sein, mehr
erkenne ich nicht aus dieser Entfernung.
Eilig laufe ich den holprigen,
steinigen Abhang hinunter. Beim Näherkommen sehen ich meine
Frau am Boden sitzen, sie ist offenbar verletzt. " Es ist
wahrscheinlich einen Bänderriss " sagt eine Frau, als ich
hinzutrat. Sie hatte inzwischen den verletzten linken Fuß
schon verbunden. Es stellt sich heraus, sie ist
Krankenschwester und folgte mit ihrer Familie beim Abstieg
kurz hinter der Verunglückten.
Unter den Armen von Karl, unserem
Fahrer, und mir gestützt, das linke Bein angewinkelt, auf dem
rechten hüpfend, bringen wir die Patientin bis zur
Bergstation. Ein Mitglied der Bergwacht kommt hinzu, fühlt
den Puls der Verunglückten. Dann setzen wir sie in eine
bereitgestellte Kabine. Karl und ich steigen hinzu und
während sich unsere Kabine talwärts in Bewegung setzt, ist zu
hören, wie der Mitarbeiter von der Bergwacht den Krankenwagen
bestellt. Bleich, aber gefasst, Schmerzen verdrängend, das
verletzte Bein waagrecht auf der Sitzbank liegend, fuhr
Traude mit uns der Talstation entgegen.
Kurz bevor unsere Kabine die
Talstation erreicht,wird ein bekannter Ton hörbar. Karl
schaut mich wortlos an, ich sage auch nichts, aber beide
ahnen wir, der Hubschrauber kommt wegen unserer Patientin.
Und so ist es auch. Der begleitende Arzt diagnostiziert einen
Knöchelbruch. Dann läuft alles routinemäßig ab: Patientin auf
die Trage verpacken, mit Gurten festzurren, Person und Trage
wie eine Schublade von hinten in den Hubschrauber schieben,
Türen schließen. Der Arzt sitzt quer hinter dem Piloten, mit
Blick zum Kopf der Patientin. Während der Copilot den Flieger
außen auf geschlossene Türen und Serviceklappen überprüft,
auch ob die Kufen irgendwo hängen bleiben könnten, setzt der
Pilot seinen Helm auf, bereitet den Start vor, dann steigt
auch sein Co ein, schließt die Tür, der Motor startet, die
Rotoren drehen, erst langsam, dann immer schneller, bis er
abhebt. Drei Helfer und eine verletzte Person entschwinden am
sonnig-blauen Himmel als orangegelber, lärmender Punkt
zwischen grün bewaldeten Bergen in Richtung Krankenhaus
Immenstadt. Karl und ich bleiben zurück, gehen zum Bus,
sprechen alles nochmals durch, um uns zu beruhigen. Die
vergangene Stunde kam uns vor wie ein zu schnell abgelaufener
Film.
3. Tag
Nach dem Frühstück am dritten Tage
brachten wir zuerst Günter Strauch zum Wangener Bahnhof zum
Zug nach Immenstadt.
In glatter Fahrt gleitet unser Bus
alsbald auf der neuen Autobahn A 96 dem abschließenden
Tagesziel Memmingen entgegen.
Die nächste Verabredung war zunächst
mit Wolfgang Einsiedler, einem freundlichen Fachmann des
Landesbundes für Vogelschutz in Bayern e. V., (L BV), dem
Gegenstück unseres früheren DBV: er zeigte uns nahe der
Wallfahrtskirche Maria Steinbach Wasservögel auf der Iller.
Gut ausgewählt hatte er den Beobachtungspunkt, oberhalb
einer Staustufe, die sich inzwischen auch als Brutvogelgebiet
entwickelt hat. Fünf bis sechs Graugans-Familien mit ihren
Jungen waren zu sehen. Zwar hier eingentlich nicht heimisch,
hatte ein Landwirt vor langer Zeit ein paar Exemplare
ausgesetzt. Wolfram Bock entdeckte Haubentaucher, die ihre
knapp eine Woche alten Jungen auf dem Rücken trugen. Reiher
waren Beute suchend an einer Schlickfläche zu beobachten,
ebenso ein Kibitz. Mehrere Zwergtaucher zogen flink ihre
Kreise.
Ein quirliger Betrieb herrscht auf dem
Marktplatz in Memmingen. Die Wochenmarkthändler,
Cafehausbesitzer und die Touristen müssen sich die Fläche
teilen. Unsere Gruppe nutzt die Stunden der Freizeit
unterschiedlich, sucht sich vor allem schattige Plätze, an
diesem schon reichlich warmen Vormittag.
Lilo Riffel und Agnes Wagner heißen
die beiden Damen, die uns, mit ihren klaren Stimmen und
geschult durch die Betreiber der Landesgartenschau, in zwei
Gruppen entlang den Schwerpunkten der Gartenschau führen:
Da gibt es die "besonderen
Wege" - konkrete Wege zum Anfassen und Begehen wie den
"Knüppelpfad" oder einen "Bohlenweg". Aber auch steinige -
"Wege in die Zukunft", die in einer Ausstellung über
'Kreisläufe der Natur' vermittelt werden.
Die "Wassermusik" ist ein Thema - das
Wasserrauschen der Memminger Ach, das entlang dem ganzen
Ausstellungsgelände an verschiedenen Punkten "besondere
Konzerte" gibt.
Natürlich sind auch die Farbenfülle
der unzähligen Blütenfarben in den verschiedenen
Blumenschauen immer wieder eine "Augen-Weide". Und die
geschickte Einbindung der Autobahnüberquerung in das
Gartenschaugelände war sicher eine große Herausforderung für
die Landschaftsarchitekten.
Die "GEOMANTIE" nimmt auf der
Ausstellung sehr breiten Raum ein: 'Geistig energetische
Gründe' haben geeignete Standorte festgelegt für Kunstwerke
wie 'Kraftlinien', 'Spiegelspiel', ein besonderes Blumenfeld,
oder die 'Geduldigen Wurzeln'. So wird man immer wieder mit
"Phänomenen" konfrontiert auf dem Rundgang, nicht leicht und
vor allem nicht von jedermann zu erspüren.
"Paradiesgärten" wurden, sehr
interessant, von unterschiedlichen Gruppen gestaltet, von
jungen Schulklassen, von Gymnasiasten, von
Landschaftsarchitekten, schließlich der 'Paradiesgarten des
Rudolf Moshammer' als Irrgarten.
Ein dreistündiger Besuch reicht nicht
für diese vielseitige Gartenschau, man bräuchte gut drei
Tage, um mehr von dem Gebotenen erfassen und aufnehmen zu
können.
Pünktlich nahmen wir am Ende des
schönen Nachmittags Günter Strauch wieder bei uns auf, der,
nach dem Besuch seiner lieben Traude, Memmingen inzwischen
mit der Bundesbahn erreicht hatte. Voll Mitgefühl, aber
dennoch erleichtert waren alle über seinen Besuchsbericht aus
dem Immenstädter Unfallkrankenhaus.
Die Heimfahrt verlief zügig und
reibungslos der Abendsonne entgegen und vorbei an den
südwestlich stehenden Gewitterwolken. Glücklich, zufrieden,
dankbar und entspannt waren am Ende des abermals harmonischen
und ausgefüllten Jahresausfluges die Reisegruppe, die
Reiseausrichter sowie unser Busfahrer. In diesem Sinne dankte
denn auch Vorsitzende Annelies Lehle abschließend allen
Beteiligten für ihren Beitrag zum guten Gelingen.
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