Ortsgruppe Schwieberdingen-Hemmingen
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2014 Woche 49:
Im Mitteilungsblatt der Gemeinden Schwieberdingen und Hemmingen


DBV Naturschutzbund Deutschland
Ortsgruppe Schwieberdingen-Hemmingen

Homepage:  www.nabu-schwieberdingen-hemmingen.de

 

Dorf im Wandel
 
Es war einmal ein kleines Dorf im Strohgäu. Man schrieb das Jahr 1960. Die meisten der 3382 Menschen im Dorf lebten genügsam. Das Leben war nicht immer leicht, doch die Felder waren die fruchtbarsten des Landes. Noch läuteten die Glocken den Rhythmus des bäuerlichen Tagesablaufs. Aber seit geraumer Zeit spürten die Menschen: in der Luft lag Veränderung. 170 Bewohner arbeiteten in der ortsansässigen Lederwarenfabrik. Moderne Zeiten kündigten sich an. Man fuhr Auto. An das erste -38 Jahre zuvor- erinnerten sich viele lebhaft.
 
Szenenwechsel. 1968. Das Dorf wurde endgültig aus seinem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Ein Industriegebiet mit einer namhaften Firma siedelte sich an. Äcker verschwanden, Villen entstanden. Reichtum zog ein. „Neue“ mussten zwar hohe Preise zahlen, doch sie fanden gute Arbeit. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich. Aufbruchstimmung. In den Klang der Glocken mischte sich das Summen und Brummen der Motoren.
 
Szenenwechsel. 1985. Das Dorf wird meine Heimat. 9300 Einwohner. Ich erinnere mich gut an unseren ersten Tag, einen Sonntag. Meine Schwester will Kuchen kaufen für die Umzugshelfer, doch es gibt kein Cafe. Mit der Zeit lerne ich das Dorf kennen. An der Ortsdurchfahrt braust der Verkehr, man kann sie kaum überqueren. Es gibt ein wunderbares Flusstal. Hier spaziere ich viel mit dem Kinderwagen und genieße die schöne Landschaft.
 
Szenenwechsel. 2014. Die Gemeinde liegt in einer hochindustrialisierten Region. Mir gefällt meine Arbeit. Ich fahre früh, sonst stecke ich im Stau. Unsere Kinder sind weggezogen, sie haben woanders Arbeit gefunden. Ich lebe gerne hier. Neben der Industrie und den Straßen gibt es wunderschöne Natur: seltene Vögel, Orchideen, liebliche Landschaft, ein grandioser Reichtum. Wieder liegt Veränderung in der Luft. Große Flächen sollen für Gewerbegebiete für Logistik zugebaut werden. Keine Aufbruchstimmung. Reich an Geld werde ich zumindest dadurch nicht. Reichtum an Natur wird vergehen.
 

Es war einmal ein kleines Dorf im Strohgäu; Schwieberdingen 1956; Foto Günter Strauch

Quo vadis, Schwieberdingen-Hemmingen?

Harte Fakten:
Der Verband Region Stuttgart sucht Flächen (75ha) für ein Gewerbe- und Logistikgebiet. Geplant sind davon 26 ha in Schwieberdingen (interkommunal mit Hemmingen, Möglingen und Markgröningen) und 25 ha in Korntal-Münchingen. Ist das vernünftig?
 
Ziel des Naturschutzbundes (NABU) ist es, dass auch kommende Generationen eine Erde vorfinden, die lebenswert ist, die über eine große Vielfalt an Lebensräumen und Arten verfügt, sowie über gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und ein Höchstmaß an Ressourcen. Wir haben das Vorhaben bezüglich der Gesichtspunkte Artenvielfalt, gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden im Gemeindeblatt Nr. 21 erörtert. Zu den Zielen des NABU passt das Vorhaben nicht. Der Verband Region Stuttgart schreibt in seinen Bewertungsbögen selbst: „Schutzgut Mensch: erhöhte Lärm- und Schadstoffemissionen...; erhebliche Beeinträchtigungen des Schutzguts Boden.“
 
Was spricht überhaupt dafür?
Die Hoffnung auf neue Arbeitsplätze?
Schwieberdingen hat heute deutlich mehr Arbeitsplätze (7740) als nicht selbständige Arbeitnehmer (4053).

Die Hoffnung auf Einnahmen für die Kommunen?

Die Erschließung kostet die Kommunen Geld. Welche Unternehmen wollen denn überhaupt kommen? Und was zahlen sie? Gerade bei Logistikunternehmen fließen die Steuern oft nicht in die Gemeinde, in der die Firma Fläche belegt. Eventuell ganz anders als 1968. Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung wurde bisher nicht gemacht.
 
Ein Bedarf, der gestillt werden muss?
In der Region liegen gesamt etwa 100 ha voll erschlossene Industriefläche brach.
 
Einnahmen für Einzelne?
Davon ist auszugehen. Etwa 100 Menschen besitzen Land auf der geplanten Fläche. Deren Land wird mehr wert. Für die übrigen fast 18.000 Schwieberdinger und Hemminger gibt es pro Tag 2200 LKW und 5500 PKW mehr als bisher. Wer über die B10 nach Stuttgart fährt, bekommt das gleiche nochmals durch den geplanten Standort Münchingen obendrauf. Die Formel Industriegebiet = gut stimmt nicht mehr.
Quo vadis, Schwieberdingen-Hemmingen?

Radweg im geplanten Gewerbegebiet (links); Sieht es bald so aus, wie im Industriegebiet heute (rechts)? Schwieberdingen 2014
 
Quellen:
http://www.region-stuttgart.org/gewerbe/;
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwieberdingen;
Vortrag „Was bringen neue Industriegebiete“ von Stefan Flaig, BUND;
Willi Müller: „Schwieberdingen – das Dorf an der Straße“, 1961, Satz und Druck Ungeheur und Ulmer;
 
Hildegard Gölzer, Schriftführerin

                                                                           


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Grünspecht - Vogel des Jahres 2014
Link - Streuobstinfos
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Foto: T. Gölzer

Der NABU hat den Grünspecht zum „Vogel des Jahres 2014“ gewählt. Hier ein Grünspecht in Schwieberdingen

 

 
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