Manchmal im Leben begegnet einem das Glück. Ein kleiner Moment, eine kleine Beobachtung, eine Begegnung und Du erkennst, wie wunderbar die Schöpfung ist. Heute erzähle ich von einer solchen Begegnung. Mit einem Tier, wie Ihr aus der Überschrift erraten könnt. Mit einem Tier, schön, selten, wunderbar und grausam zugleich.

Das Tier, das ich vor zwei Wochen beobachten durfte, sah ich zum ersten Mal in meinem Leben. Es zauberte mir und meinen Begleitern sogleich ein Lächeln ins Gesicht. Warum?

Es war wunderschön. Sein weißes Fell leuchtete in der grünen Wiese. Mit süßem Blick spitzte es aus seinem Bau und schaute sich vorsichtig um. Keine Gefahr in Sicht- und putzig tollte es auf der Wiese herum. Aus lauter Lebensfreude sprang es in die Luft und freute sich an der wärmenden Frühlingssonne.

In früheren Zeiten weckte die Schönheit seines Pelzes das Begehren von Kaisern und Königen. Sie trugen prunkvolle Mäntel aus dem weißen Fell mit der schwarzen Schwanzspitze. Ah ja, ein Hermelin, das wird Dir jetzt klar werden. Wir beobachteten es nahe dem Ursprung unserer Glems in den Gärten des Schlosses Solitude. Ein wahrhaft königliches Tier. Seine Schönheit führte es an den Rand des Aussterbens.

In Sagen gilt das Hermelin als Symbol für Ehre, Reinheit, Unschuld und Wahrheit. Eine alte Legende des Nordens überliefert, ein Hermelin würde eher sterben, als sein weißes Fell im Schlamm zu besudeln. Vermutlich soll sein weißes Winterfell es im Schnee tarnen. In Zeiten unserer durch Klimawandel erwärmten schneefreien Winter keine so gute Idee mehr.

Bei aller Schönheit und Reinheit:

das Hermelin ist auch wild und grausam. In Büchern las ich: es erjagt kleine Säugetiere, z.B. Mäuse und Kaninchen. Es tötet sie durch Bisse in Hals und Nacken. Zum Vorwurf machen kann man ihm dies nicht. Es ist ein Raubtier und sichert so sein Überleben. Beobachtet habe ich es nicht. Ich sah ein wunderschönes Tier voller Lebensfreude. Es bleibt ein Gefühl von Schönheit.