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2019 Woche 31:
Im Mitteilungsblatt der Gemeinden Schwieberdingen und Hemmingen

 
DBV Naturschutzbund Deutschland
Ortsgruppe Schwieberdingen-Hemmingen

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Wo sind unsere Schmetterlinge hin?

Diese Frage bekam ich in der letzten Zeit sehr häufig auf meinen Runden durch das Glemstal gestellt. Ich möchte versuchen die Frage zu beantworten.

Viele Schmetterlinge und Wildbienen haben sehr spezielle Ansprüche. Diese umfassen nicht nur die Nektarpflanzen als Tankstelle. Die Nahrungspflanzen werden bei Insekten meist nur kurze Zeit benötigt bezogen auf die Lebenszeit des Insektes.  Die Flugzeit von Tagfalter variiert zwischen 2 Wochen bis zu einem Jahr.  Wichtig für den Erhalt von Schmetterlingen sind die Pflanzen, die sie für die Raupen als Nahrungsgrundlage benötigen. Nektar können die Falter meist von mehreren Blütenarten sich holen, viele Raupen benötigen aber eine ganz bestimmte Pflanze als Futter.

Ein Schmetterling (hier am Beispiel des Kleinen Fuchses) legt seine Eier an ein Brennnesselblatt. Nach 8 Tagen, bei ausreichend Sonnenschein auf das Blatt, schlüpfen aus den Eiern kleine Raupen. Diese nur 1 mm großen Räupchen beginnen an dem Blatt zu fressen. Ist das Blatt verzehrt, wechseln die Raupen zum nächsten Blatt. Am Abend bilden sie ein kleines Nest. Nach ein paar Tagen krabbelt dann jede Raupe für sich ihren Weg. Sie verteilen sich. Nach ungefähr weiteren 8-10 Tagen stellen die Raupen das Fressen ein und häuten sich. Dieser Vorgang wiederholt sich noch weitere viermal. Nach der 5. Häutung frisst die einzelne Raupe sich nochmal richtig satt und verpuppt sich. In der Puppe wandelt sich die Raupe zum Schmetterling und sprengt nach einer Woche frühestens ihre Puppenhaut. Nach dem Aushärten der Flügel begibt sich der Falter auf die Suche nach einer Nektarpflanze. Obwohl die Falter Flügel haben zeigen die meisten Falter ein Revierverhalten. Sie bleiben im näheren Umfeld ihres Aufwachsens. Deshalb findet man bestimmte Falterarten alle Jahre wieder am selben Ort. So wie der Kleine Fuchs Brennnesseln an sonnigen Plätzen braucht, brauchen andere Falter andere Pflanzenarten. Andere Falter wandern von Afrika bis Europa (Distelfalter) und bringen hier eine Generation hervor die wieder zurück wandert.

Während der Eier, Raupen- und Puppenzeit bestehen für die Tiere viele Gefahren. Es kann den Räupchen zu heiß, zu kalt, zu nass sein. Raupen werden von anderen Insekten, Vögeln, Fledermäusen und weiteren Tieren gefressen oder verfüttert bei der eigenen Aufzucht von Jungtieren.

Eine weitere und heute wohl die größte Gefahr für die Raupen geht von dem Menschen aus. Viele Raupen werden durch Insektenvernichter bzw. Pflanzenschutzmittel in Mitleidenschaft gezogen. Diese Mittel werden eigesetzt um Nahrungsmittel in guter Qualität und Masse zu erzeugen. Trauriger ist, dass viele Insekten ohne wirklichen Grund vernichtet werden. Bei einer Mahd von Wiesen (Rasenflächen) werden viele Tiere verletzt, getötet, verhungern, vertrocknen (Temperatur einer gemähten Wiese ist um einiges höher).

Nur wenn es den Raupen gelingt allen Gefahren aus dem Weg zu gehen, schlüpft ein neuer Falter. Nur ein klitzekleiner Bruchteil aller Raupen schafft es bis zum fertigen Falter. Bei manchen Arten dauert die Entwicklungszeit bis zu 2 Jahre.

In Schwieberdingen werden viele Wiesen aus meiner Wahrnehmung viel zu öft gemäht. (Rathaus, Schwimmbad, Stuttgarter Straße, Vaihingerstraße, Beginn Talweg). Diese Rasenflächen sind aber auch die grüne Lunge des Zentrums. Im Frühjahr stellte ich deshalb bei der Gemeinde einen Antrag, in Zukunft seltener zu mähen. Dieser Antrag wurde Auf Vorschlag der Gemeindeverwaltung im letzten Ausschuss für Umwelt und Technik abgelehnt.

Im Klartext heißt es, der Gemeinde ist aus meiner Sicht die Optik von Schwieberdingen wichtiger als ein ausgeglichenes Ökosystem. Meinem Wählerwillen entspricht diese Einstellung nicht. Ich wünsche mir ein liebenswertes Schwieberdingen, mit blühenden Blumenwiesen, vielen Insekten, Vögeln und anderen Tieren.

Wo sind nun unsere Falter in Schwieberdingen geblieben?

Die meisten Grünflächen werden in Schwieberdingen zu oft gekürzt. Für die Insekten in Schwieberdingen bedeutet das, der Abstand zwischen zwei Mahden wird, wie in den letzten 4-5 Jahren auch, nicht für eine vollständige Entwicklung einer Schmetterlingsgeneration reichen. Damit müssen wir uns von weiteren Arten verabschieden und die vorhandenen Falter werden in der Artenvielfalt und ihrer Anzahl weiter abnehmen. Durch das intensive Pflegen der Wiesen verschwanden in den letzten 5 Jahren spezielle Raupenfutterpflanzen (z.B. Mädesüß, Flockenblumen, Doldenblütler, wilder Oregano…) auf den gemeindeeigenen Grünflächen.  Der Druck (durch Feinde und Parasiten) auf die vorhandenen Populationen wächst ständig, da immer weniger Falter vorhanden sind. Mehr Druck auf die Populationen der Insekten bedeutet, unsere Insekten werden immer schneller immer weniger. Als Folge werden nicht nur Insekten sondern auch Vogelarten wie Schnäpper, Spechte und andere verschwinden, auch anderen Lebewesen droht Nahrungsknappheit.

Daran werden die Blühstreifen, die angelegt wurden (nur Blumen, keine Wiesen, keine einheimischen Kräuter, ungünstige Zusammensetzung der Samen), nicht viel ändern. Wir werden schlicht keine Insekten mehr haben, die diese Streifen besuchen können. Ohne viele nutzbare Wiesenflächen für Insekten sind die angelegten Blühstreifen nur für die Optik. Falter, Wildbienen und Käfer habe ich daran bisher nur in sehr geringer Artenvielfalt nachweisen können. Die meisten Besucher waren Honigbienen. Vielleicht sollte man doch versuchen einheimische Blühpflanzen und Wildkräuter wachsen  zu lassen.

Vor nur 5 Jahren gab es auf den Gemeindewiesen noch viele Falterarten, z.B. Widderchen, Scheckfalter, Perlmutterfalter und Bläulinge. In den Jahren 2015 bis 2018 konnte ich auf dem Gemeindegebiet 378 Falterarten  (Tag- und Nachtfalter) nachweisen. Im Jahr 2019 waren es bisher nur noch 138 Arten (Stand 25.7.19).  Bei den Libellenarten sank die Zahl von 15 Arten auf 4. In 5 Jahren ein Verlust von 63%, und die Gemeinde beschließt, den Mährhythmus beizubehalten wie in diesen 5 Jahren.

Es ist wichtig die Wiesen zu pflegen und zu mähen, aber insektenfreundlich. Es wäre schön, wenn die Regeln für Streuobstwiesen auch auf andere Wiesen und Rasenflächen angewendet werden, d.h. wenn die Wiesen nur 1-2 im Jahr etappenweise und mit Balkenmähern gekürzt werden. Das würde unseren Schmetterlingen&Co helfen!

Birgit Döhnert


 

     

 

Feldlerche - Vogel des Jahres 2019
 
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Foto T.G.
 

Der NABU hat die Feldlerche zum „Vogel des Jahres 2019“ gewählt. Hier kommen Sie zu unserem neuen NABU Programm 2019

 

 
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